Eigentlich sagt man über Mediziner ja, dass eine Krähe der anderen kein Auge aushacken würde. Man lässt einfach nichts über den ärztlichen Kollegen kommen. Selbst wenn der einmal einen Fehler macht. Außer einem. Der ist zwar schon mehr als 150 Jahre tot, aber seine Arbeit wirkt bis heute:
IGNAZ SEMMELWEIS – DER RETTER DER FRAUEN.
Während Semmelweis’ ärztliche Kollegen im 19. Jahrhundert der festen Überzeugung waren, Frauen sterben im Kindbett, weil unter anderem die Luft der Großstadt so schlecht ist, hatte der ungarische Arzt mit Wirkungsstätte im Allgemeinen Krankenhaus in Wien etwas ganz anderes beobachtet. Wurden die Frauen auf Geburtshilfe-Stationen von Hebammen oder Nonnen betreut, war ihre Sterblichkeit weitaus geringer, als wenn Ärzte nach ihnen sahen.
Semmelweis zog folgenden Rückschluss: Die Ärzte hatten vorher oft Leichen seziert und kamen „mit an der Hand klebenden Cadavertheilen“ zu den Frauen. Auch, wenn sie sich davor schnell die Hände wuschen – irgendwas schien sich auf diesen zu befinden, was die Wöchnerinnen häufig tödlich erkranken ließ.
IGNAZ SEMMELWEIS NERVTE UND RETTETE DAMIT LEBEN
Semmelweis führte deshalb mit durchschlagendem Erfolg die Händedesinfektion ein. Er zwang seine Kollegen praktisch, die Finger zu schrubben und minutenlang in einer aggressiven Chlorkalk-Lösung zu baden. Der Erfolg gab ihn Recht: Die Sterblichkeit der Frauen sank.
Und mit ihr leider auch Semmelweis’ Ansehen unter den Kollegen. Er nervte. So lange, bis er in der „Landesirrenanstalt Döbling“ bei Wien endete. 1963 wurde er übrigens exhumiert und man konnte eine willkürliche Psychiatrisierung und ein Tötungsdelikt nicht ausschließen.
DIE WHO RUFT AUF: SAVE LIVES – CLEAN YOUR HANDS!
Sein Erbe jedoch wird heute noch fortgeführt – selbstverständlich unter völlig anderen Umständen und mit der Akzeptanz, die es verdient. Didier Pittet ist Leiter der Krankenhaushygiene an der Universitätsklinik in Genf und Direktor des Infektionskontrollprogramms und des Kollaborationszentrums für Patientensicherheit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) – und in dieser Funktion auch ein unermüdlicher Erinnerer an Semmelweis.
Mit „Save Lives – Clean your Hands“ hat er eines der wichtigsten Hygieneprogramme der WHO gestartet und die WHO zieht auch bereits eine Bilanz: Saubere Hände retten jährlich fünf bis acht Millionen Menschenleben (Quelle: Spiegel online).
ANDERS ALS EIN ARZT IST EIN FEUERWEHRMANN SELBST IN GEFAHR
Nicht immer ist das Retten von Menschenleben so einfach zu haben wie mit der richtigen Handhygiene. Geht es um Menschenrettung in einem brennenden Gebäude, wissen Feuerwehrleute sehr genau, wovon hier die Rede ist. Anders als der Arzt begeben sie selbst sich ebenfalls in Gefahr. Und anders als ein Arzt, hängt ihr eigenes Leben häufig von der Ausstattung ab, die ihnen für ihre Arbeit zugewiesen wird.
Und hier gibt es tatsächlich auch die Schnittmenge zur Medizin: Ohne Hygiene wird nämlich auch Atemschutztechnik eher zur Gefahr als zur Hilfe in gefährlichen Situationen. Atemschutzmasken müssen verlässlich funktionieren – und sie sollten keine mikrobiologischen Reste aufweisen vom Kameraden, der sie vorher benutzt hat. Dafür trägt der Atemschutzgerätewart die Verantwortung. Und er trägt auch die Verantwortung für eine ganze Menge mehr: Nämlich dass Atemschutzmaske und Lungenautomat auch 100-prozentig funktionieren.
Was es bedeutet, wenn sie es nicht tun, beschreibt ein Fall, der im Sicherheitsbrief der FUK Mitte, der HFUK Nord und der FUK BB (Feuerwehrkassen der Länder Sachsen-Anhalt, Thüringen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Brandenburg) in der ersten Ausgabe 2018 veröffentlicht wurde:
EIN VERKLEBTES EINATEMVENTIL LIESS DIE LUFT KNAPP WERDEN
Ein Trupp geht mit einer C-Schlauchleitung in einem verrauchten Bereich vor. Eine Einsatzkraft bekommt schlagartig keine Luft mehr. Auch die Luftdusche am Lungenautomaten bringt nichts. Der Mann zieht sich zurück, reißt sich die Maske vom Gesicht, atmet Umgebungsluft ein. Die Folge: Er wird mit einer Rauchgasvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert. Der Grund für die Ursache des Zwischenfalls: ein verklebtes Einatemventil in der Atemschutzmaske, das die Luftzufuhr verhinderte.
Die Feuerwehr-Unfallkasse für Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein (HFUK Nord) nimmt die Prozesse der Atemschutzpflege in der betroffenen Feuerwehr genau unter die Lupe: Die Atemschutzmaske wurde ohne Demontage in einen Beutel gesteckt; in einer speziellen Trommelwaschmaschine gewaschen; Prüfung.
Fazit: Ohne Demontage kann nicht sicher festgestellt werden, dass alle Ventile aller Masken sicher funktionieren. Außerdem wurde ein anderes Mittel als das vom Hersteller vorgeschriebene Reinigungs- und Desinfektionsmittel verwendet.
MASKEN MANUELL DEMONTIEREN UND MASCHINELL DESINFIZIEREN
Ob es nun eine Trommelwaschmaschine ist, in der Atemschutzausrüstung aufbereitet wird, oder ob ein Atemschutzgerätewart dies manuell erledigt: Konrad Jäggi, Fachverantwortlicher Infrastruktur am Ausbildungszentrum für Sicherheit in Büren in der Schweiz, weiß, welche Gefahren diese Verfahren hinsichtlich Arbeitssicherheit bergen.