HINTER JEDER MASKE STECKT EIN MENSCH

Im Interview: Monique

Ihr Herz schlägt für ihre Familie und für die Stadt, die niemals schläft. Als Feuerwehrfrau gibt Monique alles. Warum eigentlich – bei so vielen Stolpersteinen, die ihr vor die Füße geworfen werden?

Monique du bist seit fünf Jahren bei der FFW Apolda. Warum bist du eingetreten?

Ich arbeite als Maschinen- und Anlagenführerin in Schichten und sehe meinen Sohn Aiden und meinen Mann Silvio zu Hause eher selten. Mein Mann ist selbständig, arbeitet viel und ist schon viele Jahre bei der Freiwilligen Feuerwehr in Apolda. Als mein Sohn drei war, hat ihn Silvio einmal mitgenommen. Er war sofort Feuer und Flamme. Der Name Aiden kommt übrigens aus dem Irischen und heißt „Feuer“. Als ich eine Zeitlang wegen Rückenproblemen ans Sofa gefesselt war, habe ich Silvio gebeten mir die Dienstvorschriften mitzubringen. Die habe ich mir von A bis Z durchgelesen.

 

Gibt es nichts Spannenderes als Feuerwehrdienstvorschriften zu lesen?

Ich fand das sehr interessant. Spannender wäre nur „The Walking Dead“ zu schauen, aber das mache ich, wenn der Rest der Familie mit anderen Dingen beschäftigt ist.

 

Wie war dein Einstieg in die FFW damals?

Alles andere als einfach. Ich war die einzige Frau und mir haben die Männer nichts zugetraut. Ich wurde immer doppelt beäugt. Bis zu dem Brand am Brückenborn, einer Einkaufsstraße bei uns in Apolda. Da habe ich gezeigt, dass ich es genauso kann. Dort war ich das erste Mal im Angriffstrupp und habe alles so gemacht, wie man es machen muss. Leider kam unsere Hilfe zu spät. Es gab einen Toten. Wir hatten die Person nicht auf Anhieb gefunden und mussten sie etwas später bergen. Trotzdem gab es viel Anerkennung von den Kameraden. Heute bekomme ich immer noch Sprüche gedrückt, aber ich bin viel öfters im Angriffstrupp und habe auch einen Funkmeldeempfänger.

 

Wie oft bist du im Einsatz?

Das ist ganz unterschiedlich. Letztes Jahr hatten wir insgesamt 360 Einsätze, also fast einen pro Tag, und die letzten zwei Wochen war gar nichts. Ich kann leider nur in der Freizeit ausrücken, weil mein Anfahrtsweg vom Arbeits- zum Einsatzort zu lange dauern würde. Zum anderen ist es vielen Arbeitgebern zu aufwendig, die Lohnkosten bei der Stadt einzureichen, wenn Mitarbeitende wegen Einsätzen ihren Arbeitsplatz verlassen. Mein früherer Chef hatte mir sogar Arbeitsstunden abgezogen. In den letzten anderthalb Jahren habe ich fünf Überstunden genommen, um ausrücken zu können.

 

Woher nimmst du die Motivation dich freiwillig bei der Feuerwehr zu engagieren?

Irgendeiner muss es machen. Wenn wir es nicht machen, macht es keiner. Es ist ein schönes Gefühl, anderen zu helfen. Manchmal reicht es schon, da zu sein und Händchen zu halten. Als ich 2012 mit meinem Sohn schwanger war, sind meine vollen Umzugskartons im Keller meiner alten Wohnung verbrannt. Ich stand vor den riesigen Flammen und konnte nichts machen. Ich war sehr froh, als die Feuerwehrleute kamen und das Feuer löschten. Auch wenn am Ende nicht viel Brauchbares übriggeblieben ist. Damals hatte ich schon überlegt, ob ich in die FFW eintreten soll.

 

Wie beurteilst du den Zustand eurer Feuerwehr?

Wir bräuchten eigentlich ein größeres Feuerwehrhaus. Die Schwarz-Weiß-Trennung ist aus Platzgründen bei uns nicht gut machbar. Eine zusätzliche Umkleide und Dusche für Frauen wären toll. Wir Frauen wechseln unsere Sachen in einer der Fahrzeughallen und schließen die Tür zu den Duschen immer ab. Dann wissen die Männer, dass gerade eine Frau duscht.

Mit Feuerkrebs kann die Öffentlichkeit nichts anfangen. Wir müssen uns, so gut es geht, selbst schützen.

Was tust du, wenn du dich entspannen möchtest?

Quadfahren. Meist machen wir am Wochenende bei gutem Wetter eine Tour zu dritt oder mit unseren Freunden. Ab und zu fahre ich mit Aiden eine Runde Fahrrad. Da komm ich ganz schön ins Schwitzen. Sehr gut entspannen kann ich bei „The Walking Dead“. Die Serie ist einfach so spannend, dass ich nicht merke, wie die Zeit vergeht. Es kam schon vor, dass ich den Fernseher erst nach vier oder fünf Stunden ausgeschaltet habe.

 

Welcher Mensch hat dich am meisten beeinflusst?

Meine Mum. Sie hatte eine schwere Kindheit im Heim. Aber sie hat nie viel darüber gesprochen oder sich das anmerken lassen. Meiner Schwester und mir hat sie vermittelt, dass Aufgeben keine Option ist. Dass wir kämpfen müssen, um unsere Ziele zu erreichen. Sie hat uns immer motiviert, etwas zu lernen, und zwar für uns selbst – nicht für sie und nicht für andere. Wenn wir gewollt hätten, hätten wir von ihr einen Blaumachtag im Monat bekommen. Dann hätte sie uns eine Entschuldigung für die Schule geschrieben, aber das habe ich in meiner ganzen Schulzeit nur zweimal ausgenutzt. Heute wohnt sie nebenan. Aiden besucht seine Oma jeden Tag.

 

Welche berühmte Person würdest du gerne einmal treffen?

Die ist letztes Jahr leider gestorben: Aaron Carter. Ich habe seine Songs schon als Kind gehört. Ich war nur ein Jahr älter als er. 2018 hatten meine ältere Schwester und ich zwei Tickets für ein Konzert in einer Mini-Disco in Berlin. Es passten dort nur 200 Leute rein und wir kauften uns auch ein Meet&Greet-Ticket und trafen ihn hinter der Bühne. Ich habe ihn auf meinem Rücken unterschreiben lassen. Den Schriftzug habe ich anschließend tätowieren lassen. Seine Musik höre ich so gut wie jeden Tag, auch ältere Songs oder solche die nicht so bekannt sind. "Don't say Goodbye" ist mein Handyklingelton.

 

Welchen Film muss man zwingend gesehen gaben?

„Flug 93“. Es ist der erste Film, bei dem ich geweint habe. Er schildert die Ereignisse vor und während des Fluges der United Airlines mit der Flugnummer 93, die am 11. September 2001 von Al-Quaida entführt wurde. Der Tag ist für mich ein einschneidendes Ereignis in meinem Leben gewesen. Ich werde nie vergessen, wie ich mit meiner Mutter im MediaMarkt in Zwickau stand und die Zwillingstürme über zig Bildschirme hinweg einstürzen sah. Ich war 14. Eigentlich sollten wir an diesem Tag in New York sein. Wir waren zur Hochzeit unseres Freundes Joshua eingeladen, aber wir konnten uns die Flugtickets damals nicht leisten. Wochenlang hatten wir versucht, ihn zu erreichen. Es kam nie eine Antwort. Irgendwann mussten wie realisieren, dass unser Freund bei dem Attentat ums Leben gekommen ist.

 

Wie hast du dieses Unglück verarbeitet?

Noch Jahre danach hörte ich immer beim Einschlafen das Geräusch vom Aufprall der fallenden Menschen aus den Türmen. Es hat mich verfolgt. In der Nacht hatte ich Angst, dass das Haus einstürzt, während ich schlafe. Oft bin ich nachts hochgeschreckt. Es hat erst aufgehört, als ich mit meiner Schwester am zehnten Jahrestag am Ground Zero stand.

Am 11. September 2011 sind wir zu zweit nach New York geflogen. Unzählige Menschen waren unterwegs und dennoch war es ganz ruhig in der Stadt. Nachdem sich der damalige Präsident Obama und sein Vorgänger Bush an die Menschen gewandt hatten, sind wir zu den zwei riesigen Wasserbecken, wo vorher die Zwillingstürme standen. An den Beckenwänden rauscht das Wasser zehn Meter in die Tiefe. Die Namen der Opfer sind in Platten eingraviert. Es war schmerzhaft und tröstlich zugleich, dort zu stehen. Wir haben uns an dem Tag am Ground Zero von Joshua verabschiedet.

Zurück in Deutschland habe ich mir die Zahl 9/11 und die Silhouetten der Twin Towers, der Freiheitstatue und des Empire State Buildings aufs rechte Handgelenk tätowieren lassen. Nun fehlt nur noch der Feuerwehrhelm. Ich werde New York immer verbunden sein. Von einem Sprayer habe ich mir ein Bild von einem Sonnenuntergang über der Stadt machen lassen. Es hängt bei uns im Wohnzimmer, neben weiteren Bildern mit Bezug zu der Stadt. Mein Autokennzeichen lautet übrigens AP - NY 911. Die Stadt ist und bleibt in meinem Leben allgegenwärtig.
 

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