HINTER JEDER MASKE STECKT EIN MENSCH

Im Interview: Daniel

Keine Kompromisse: Daniel arbeitet in seinem Lieblingsberuf und möchte nichts anderes sein als Feuerwehrmann. Die Freizeit verbringt der zweifache Vater bei der Freiwilligen Feuerwehr und im Zittauer Gebirge beim Wandern. Als Atemschutzgerätewart lernt er jeden Tag etwas dazu. Fragen zu seiner Arbeit und seinem Privatleben beantwortet er im Interview.

Daniel du bist Beamter im mittleren feuerwehrtechnischen Dienst in Görlitz. Wie sieht dein Arbeitsalltag aus?
Als Einsatzkraft bei der Berufsfeuerwehr Görlitz lösche ich Brände und rette Menschenleben. Wir rücken bei Verkehrsunfällen, Wohnungs- und Vegetationsbränden aus. Außerdem sind wir bei diversen Brandmeldeanlagen aufgeschaltet und unterstützen beim Tragen verletzter Personen und bei Türnotöffnungen. Ich kann auf jedem Fahrzeug eingesetzt werden, im Löschfahrzeug, auf der Drehleiter oder auf dem Rettungswagen. Außerdem repariere ich das Equipment in der Elektro- und Funkwerkstatt. Seit März 2023 bin ich Atemschutzgerätewart und arbeite auch in der Atemschutzwerkstatt, wo ich Pressluftatmer und Atemschutzmasken warte. Von 7 bis 17:30 Uhr stehen außerdem noch Ausbildung und Sport auf dem Dienstplan. Ein sehr vielfältiger Arbeitsalltag also!

 

Wie groß ist die Berufsfeuerwehr Görlitz und wie oft bist du im Schnitt mit deinen Kollegen im Einsatz?
Die Berufsfeuerwehr Görlitz hat circa 60 Mitarbeiter. Als kleinere Berufsfeuerwehr haben wir durchschnittlich drei Einsätze innerhalb von 24 Stunden. Unser Rettungswagen rückt dagegen etwa sechs bis sieben Mal am Tag zu Einsätzen raus. Nach 24 Stunden Dienst haben wir 48 Stunden frei.

 

Du bist auch Ortswehrleiter und Webmaster einer anderen Feuerwehr, richtig?

Lacht. Ja ich bin Mitglied bei der Freiwilligen Feuerwehr in Spitzkunnersdorf, wo ich wohne. Alle zwei Wochen nehme ich am Ausbildungsdienst teil und an den Wochenenden an Übungen. Webmaster ist nicht meine Leidenschaft, es macht halt kein anderer.

 

Was sind in der Atemschutzwerkstatt derzeit die größten Herausforderungen?

Der ständig notwendige Wissenszuwachs. Die Feuerwehr ist ein sehr technisches Arbeitsumfeld. Gefühlt muss man jedes Jahr einen neuen Lehrgang besuchen, weil sich die Technik weiterentwickelt hat.

Die Aufgaben als Atemschutzgerätewart in der Atemschutzwerkstatt sind für mich erst vor kurzem als  weiterer Bereich zu meinen „normalen“ Tätigkeiten dazugekommen. Hier lerne ich jeden Tag etwas dazu. Wir warten viele unterschiedliche Maskenmodelle der umliegenden Gemeinden. Dabei hilft mir eine Software und nimmt mir Prüfschritte ab. Aber das Auseinandernehmen, Reinigen und Zusammenbauen in der richtigen Reihenfolge muss ich schon selbst machen.

 

Wie sieht es mit einer Schwarz-Weiß-Trennung bei euch aus?

Zwei voneinander getrennte Schwarz-Weiß-Bereiche existieren im Feuerwehrtechnischen Zentrum erst seit 2022. Seitdem ist die Annahme von gebrauchtem Equipment, baulich von der Werkstatt getrennt, in der es gewartet wird.

 

In Görlitz seid ihr direkt an der polnischen Grenze. Gibt es einen Austausch mit den polnischen Kameraden? Wisst ihr wie der Job auf der anderen Seite der Neiße funktioniert?

In der polnischen Nachbarstadt gibt es auch eine Berufs- und eine Freiwillige Feuerwehr. Früher gab es gemeinsame Projekte, aber heute gibt es nur noch wenige Berührungspunkte, wenn auf der Neiße Betriebsstoffe wie Öl auslaufen oder ein Kanu kentert.

 

Die Einsätze der FFW Spitzkunnersdorf haben sich innerhalb von 10 Jahren verdoppelt: 2012 gab es insgesamt elf Einsätze, 2022 sind die Kameradinnen und Kameraden zu 25 Einsätzen (v.a. in den Monaten April bis August) ausgerückt. Woran liegt das?

Unser Aufgabenspektrum hat sich erweitert. Zum einen können sich Menschen immer weniger selbst helfen und rufen schneller die Feuerwehr als noch vor einigen Jahren. Es ist halt bequem und kostet auch nichts. Das ist vor allem in Städten zu beobachten, sogar Kleinbrände, die man mit einem Eimer Wasser vom Balkon aus löschen könnte, werden gemeldet. 

Und es gibt immer häufiger soziale Geschichten: ältere Menschen, die mit ihrer Situation überfordert sind und keine Verwandten haben, die sich um sie kümmern. Zum anderen haben Extremwettersituationen zugenommen, wie Vegetationsbrände und Starkregen. Bei uns in der Region ist es vor allem Hochwasser.

 

Wie stark beschäftigst du dich mit dem Thema Feuerkrebs?

Kontaminationsverschleppung ist ein Thema, seit ich bei der Feuerwehr aktiv bin. Schutzkleidung packen wir schon immer in Säcke und die benutzten Schläuche von Brandeinsätzen kommen auf einen Anhänger. In den Medien wird Feuerkrebs immer häufiger thematisiert. Und das ist gut. Ich glaube, vieles wird durch die Führungskräfte beeinflusst. Wenn die Schwarz-Weiß-Trennung von ihnen in der Feuerwehr vorgelebt wird, stellt das niemand in Frage.

Feuerwehrmann und Atemschutzgerätewart Daniel

Kontaminationsverschleppung ist ein Thema, seit ich bei der Feuerwehr aktiv bin. Ich glaube, vieles wird durch die Führungskräfte beeinflusst. Wenn die Schwarz-Weiß-Trennung von ihnen in der Feuerwehr vorgelebt wird, stellt das niemand in Frage.

Gelernt und studiert hast du Elektroniker und Dipl.-Ing. für Elektrotechnik? Warum wolltest du vor vier Jahren gerne hauptberuflich zur Feuerwehr wechseln?
Die Feuerwehr ist mein Hobby, seit ich zehn Jahre alt bin. Damals lernten wir schon viel über die ganze Technik und über die verschiedenen Einsatzszenarien: Wie sperre ich eine Straße? Wie bereite ich einen Löschangriff vor? Mit 16 Jahren wechselte ich dann in die aktive Abteilung, besuchte Lehrgänge und durfte dann endlich mit 18 zu Einsätzen mitfahren. Mein großer Bruder war auch bei der Feuerwehr. Durch ihn bin ich eigentlich erst auf die Idee gekommen.

Worauf könntest du bei deiner Arbeit verzichten?
So direkt fällt mir nichts ein. Ich finde es aber ärgerlich, dass überall in unserem Land das Geld für die nichtpolizeiliche Gefahrenabwehr fehlt. Ich finde, an der Sicherheit der Bürger wird zu sehr gespart.

Was würde dich außer Feuerwehr noch reizen?
Schwierig, in meinen alten Beruf möchte ich nicht zurück. Ich arbeite in meinem Lieblingsberuf. Alles andere wäre ein zu großer Kompromiss.

Du bist ein Bewegungsmensch und wanderst gern. Wo und wie oft gehst du dem Hobby nach?
Bei uns im Zittauer Gebirge in Sachsen. Es ist das kleinste Mittelgebirge Deutschlands und bietet wirklich zu jeder Jahreszeit schöne Ausflugsziele. Nach Möglichkeit so oft es geht.

Welcher Mensch hat dich am meisten geprägt? Wie?
Lacht. Hhhm, mein Bruder, den kenne ich am längsten. Er ist sechs Jahre älter und unser Verhältnis war immer harmonisch. Wir haben zusammengehalten. Wenn der eine Hilfe vom anderen brauchte, hat er sie bekommen. Wir sind in einem kleinen Dorf groß geworden und hatten viele gemeinsame Freunde.

Wenn du täglich eine Stunde weniger arbeiten müsstest, was würdest du mit der gewonnenen Zeit anfangen?
Ich würde sie mit meiner Familie verbringen. Mit meiner 16-jährigen Tochter, meiner Freundin und unserem zweiten Kind.

Was bedeutet Verantwortung für dich?
Für meine Familie da zu sein aber auch für meine Kollegen.

Leidenschaft macht erfolgreich

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